Neues aus dem Living Lab in Belgien - Einblick in die faszinierende Agroforst-Veranstaltung "Landwirtschaft mit Bäumen: der Weg ins Jahr 2035".

Am 15.th Oktober 2024 veranstaltete das ILVO die Agroforstveranstaltung des Jahres: Landwirtschaft mit Bäumen: der Weg ins Jahr 2035". Über 200 Landwirte, Forscher, politische Entscheidungsträger und andere Interessenvertreter kamen zusammen, um die Zukunft der Agroforstwirtschaft in Flandern zu diskutieren. Die Veranstaltung markierte das 10-jährige Bestehen der Forschungsarbeiten des Konsortiums Agroforst Flandern, dem auch Inagro angehört, und konzentrierte sich auf die weitere Entwicklung der Agroforstwirtschaft bis 2035. Hier sind einige wichtige Höhepunkte, einschließlich aller Präsentationen und Videos, die behandelt wurden.

Neues Handbuch - Nachgewiesene Vorteile der Agroforstwirtschaft

In den letzten zehn Jahren haben die Partner des Agroforst-Konsortiums Flandern in mehr als 20 Projekten mitgewirkt konzentrierte sich auf Forschung, Wissensaustausch, Lernnetzwerke, Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben, Politikentwicklung und Umsetzung vor Ort. So konnten umfangreiche Daten über die Auswirkungen von Bäumen auf die Pflanzenproduktion, die Bodenqualität, die Kohlenstoffspeicherung, die biologische Vielfalt und die Rentabilität gewonnen werden. Darüber hinaus hat das Konsortium Wissensblätter, digitale Entscheidungshilfen, Online-Schulungsmodule und eine Agroforstkarte entwickeltdie alle in diesem Handbuch enthalten sind.

Nach einem Jahrzehnt der Forschung hat die die Vorteile der Agroforstwirtschaft liegen auf der Hand:

- bis zu 7 Tonnen zusätzliche CO₂-Speicherung pro Hektar und Jahr

- ein schützendes Mikroklima

- verbesserte Wasserbewirtschaftung

- größere Artenvielfalt

- und eine höhere Gesamtproduktivität. Obwohl die Ernteerträge aufgrund der Konkurrenz durch die Bäume um durchschnittlich 20% sinken können, wird dieser Verlust durch den Beitrag der Bäume zur Klimaanpassung und zur Produktion von Holz, Nüssen und Früchten ausgeglichen. Die Agroforstwirtschaft schafft auch Möglichkeiten für neue Einnahmequellen wie die lokale Nussproduktion, Fruchtsäfte und Apfelwein.

Handbuch Agroforstwirtschaft in Flandern 2014-2024: Ein Leitfaden nach 10 Jahren Forschung und Praxis.

Grundsatzrede und Podiumsdiskussion

Mark Shepard, ein amerikanischer Pionier der regenerativen Landwirtschaft, eröffnete den Tag mit einer inspirierenden Grundsatzrede über Wassermanagement und die Rolle der Agroforstwirtschaft bei der Klimaanpassung. Shepard wies auf die Bedeutung von Bäumen für die Wasserspeicherung und die Schaffung widerstandsfähiger landwirtschaftlicher Systeme hin.

Die Podiumsdiskussion brachte Experten zusammen, darunter Elise Van Broeckhoven (Plukboerderij Grondig), Nico Vandervelpen (Hoeve De Peinwinning) und Franky Bossuyt (VUB). Sie untersuchten die Herausforderungen und Möglichkeiten der Agroforstwirtschaft und erörterten, wie Gesetzgebung, Politik und Märkte Landwirte besser unterstützen können, die Agroforstwirtschaft in ihre landwirtschaftlichen Praktiken integrieren wollen.

Workshops: Praktische Einblicke und Werkzeuge

Die Veranstaltung umfasste auch eine Reihe interaktiver Workshops, in denen den Teilnehmern praktische Kenntnisse über verschiedene Aspekte der Agroforstwirtschaft vermittelt wurden:

AGROFORSTWIRTSCHAFT UND POLITIK: CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN

Dieser Workshop konzentrierte sich auf die rechtlichen und politischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Agroforstwirtschaft. Die Teilnehmer erhielten Einblicke aus den Nachbarländern und arbeiteten gemeinsam an Lösungen, die die Hindernisse für die Landwirte beseitigen könnten. Diskutiert wurde auch der Bedarf an experimenteller Flexibilität und Unterstützung für Pionierlandwirte.

VERWENDUNG DES AGROFORSTPLANERS

Die Teilnehmer lernten den Umgang mit dem Agroforestry Planner, einem Entscheidungshilfe-Tool für die Entwicklung eigener Agroforstprojekte. Das Tool hilft bei der Auswahl von Baumarten, der Durchführung von Kosten-Nutzen-Analysen und der Abschätzung des Kohlenstoffspeicherpotenzials.

FORSCHUNG UND REGENERATIVE LANDWIRTSCHAFT

Mark Shepard diskutierte mit Forschern über die Zukunft der Agroforstwirtschaft und der regenerativen Landwirtschaft. Im Mittelpunkt des Workshops standen das Wassermanagement und die Bedeutung weiterer Investitionen in die Agroforstforschung zur Entwicklung widerstandsfähiger landwirtschaftlicher Systeme.

Inagro ist an diesem Thema stark beteiligt. Unser Projekt AFaktive stellt die Agroforstwirtschaft als Schlüssel zur Verbesserung des Wassermanagements und zur Anpassung an extreme Wetterbedingungen heraus.

DIE FINANZIELLE SEITE DER AGROFORSTWIRTSCHAFT

Dieser Workshop befasste sich mit der Rentabilität der Agroforstwirtschaft und möglichen Erlösmodellen. Die Teilnehmer erörterten die Herausforderungen des Marktzugangs für agroforstwirtschaftliche Produkte und untersuchten, wie Landwirte Risiken durch Diversifizierung der Produktlinien (z. B. Holz, Nüsse, Früchte) abmildern können.

LERNENDE NETZWERKE IN DER AGROFORSTWIRTSCHAFT

Diese Sitzung befasste sich mit den Erfahrungen von Lernnetzwerken, in denen Landwirte und Forscher Wissen austauschen. Der Schwerpunkt lag auf der Förderung von Kooperationen und der Unterstützung von Landwirten auf ihrem Weg durch die Agroforstwirtschaft.

FELDBESUCHE

Während des Feldbesuchs erhielten die Teilnehmer einen Einblick in einen der Agroforst-Versuchsstandorte des ILVO. Dieser Wissensaustausch ist Teil des REFOREST-Projekts von Inagro, das darauf abzielt, die Akzeptanz der Agroforstwirtschaft zu erhöhen und Hindernisse für ihre Verbreitung in ganz Europa zu beseitigen.

In den folgenden Videos nehmen wir Sie nicht nur mit zum Versuchsgelände von Ilvo, sondern auch zu denen von Inagro und Praktijkpunt Vlaams-Brabant:

Botschafter für die Agroforstwirtschaft

Während der Veranstaltung wurden drei Agroforst-Botschafter für ihre zentrale Rolle bei der Förderung der Agroforstwirtschaft in Flandern ausgezeichnet:

  • Jeroen Watté - Als ehemaliger Mitarbeiter von Wervel hat Watté als Agrarökologe entscheidend dazu beigetragen, die Agroforstwirtschaft in Flandern bekannt zu machen. Er war viele Jahre lang Mitglied des EURAF-Vorstands und ist jetzt als Innovationsmakler für Agrarökologie tätig.
  • Louis-Marie Tennstedt & Wouter De Stecker - Vertreter von 4SE, einem agroforstwirtschaftlichen Familienbetrieb in Pajottenland. Louis-Marie hat Pionierarbeit in der Forst- und Agroforstwirtschaft geleistet, während Wouter das Erbe mit innovativen Parzellen und Baumsorten fortführt.
  • Daphne Ruigrok - Als Beraterin für die Umsetzung politischer Maßnahmen bei der Agentur für Landwirtschaft und Fischerei spielt Ruigrok eine Schlüsselrolle bei der Beratung von Landwirten bei der Einführung der Agroforstwirtschaft und schlägt eine Brücke zwischen Politik und Praxis.

Fahrplan 2035 und nächste Schritte

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde ein Fahrplan vorgestellt, der die notwendigen Schritte zur Förderung der Agroforstwirtschaft in Flandern beschreibt. Zu den fünf Schwerpunktbereichen gehören Forschung, Politik, Bildung, Wirtschaft und soziales Engagement. Zu den wichtigsten Vorschlägen gehören mehr experimentelle Flexibilität für Pioniere, eine faire Preisgestaltung für Agroforstprodukte und die Weiterentwicklung der Politik in Bezug auf Ökosystemleistungen.

Mit den aus der Forschung gewonnenen Erkenntnissen und den verfügbaren praktischen Instrumenten sind die flämischen Landwirte gut aufgestellt, um einen wichtigen Schritt in Richtung eines nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Agrarsystems zu machen. Die Veranstaltung unterstrich die Multifunktionalität der Agroforstwirtschaft und die Notwendigkeit, ein günstiges Umfeld für Landwirte zu schaffen, um diese Praxis in ihren Betrieb zu integrieren.

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